Hammaburg

Hammaburg

p3

Hammaburg
Entstehungszeit: 9. Jahrhundert
Burgentyp: Niederungsburg
Erhaltungszustand: Erdwerk
Ort: Hamburg
Domplatz mit archäologischen Ausgrabungen

Die Hammaburg ist eine im 9. Jahrhundert errichtete Niederungsburg, von der sich der Name Hamburgs ableitet. Bislang konnte der Standort der Burg nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Inhaltsverzeichnis

Namensursprung

Der Name hat seinen Ursprung aus dem Wort hamme (= in die Marsch vorspringende bewaldete Erhöhung, Gehölz, Wald; vergl. Stadtteil Hamm).

Lage und Aufbau

Sie erhob sich vermutlich auf einem flach auslaufenden Geestrücken inmitten der weiten ebenen Marschen zwischen Alster und Bille, südlich der heutigen Petrikirche. Der Wall hatte die Form eines Vierecks mit abgerundeten Ecken und bestand aus Plankenwerk, das man mit Erdreich angefüllt hatte, und wurde vermutlich auf noch älteren Anlagen errichtet. Die Größe lag bei etwa 130 mal 130 Meter, die Wälle waren fünf bis sechs Meter hoch und 15 Meter breit, bestanden aus rund 10.000 Bäumen und 20.000 m³ Erdreich. Innerhalb der Wallumzäunung, die durch Palisaden noch erhöht war, standen auf einem Areal von etwa einem Hektar die schlichte hölzerne Taufkirche (Marienkirche) des Bistums Hammaburg mit den zugehörigen Klostergebäuden der in der Stadt ansässigen Benediktiner sowie eine Reihe von Häusern, deren stattlichstes, der Königshof, der Burgvogt (Graf) bewohnte. Im Vordergelände des Erdwalles lag die Vorstadt mit den Unterkünften der Kaufleute und Handwerker. Sie grenzte an einen Hafen, der an einem der Nebenarme der Alster lag, dem 1866 zugeschütteten Reichenstraßenfleet (ursprünglich wohl die Billemündung).

Geschichte

Die Hammaburg wurde früh bekannt durch Bischof Ansgar, einem von der fränkischen Kirche beauftragten Missionar, der die Burg als Station für seine Bekehrungsaktivitäten der germanischen Stämme des Umlandes nutzte. Im Jahr 845 erreichten Wikinger über die Elbmündung stromaufwärts das Hafenfleet der Hammaburg, die sie plünderten und brandschatzten. Bischof Ansgar konnte nur mit knapper Not entkommen. Die Belagerer zogen nach der Verwüstung wieder ab. Die Hammaburg konnte sich aber von dieser Katastrophe nicht erholen und führte lange Zeit nur noch ein Schattendasein.

Erst mit der Verlagerung des Handels von der Ost- zur Nordsee, im 12. Jahrhundert, blühte sie als Namensgeberin der Stadt Hamburg wieder auf.

Ein Bericht über den Angriff der normannischen Wikinger auf die Hammaburg ist aus der Feder des Erzbischofs Rimbert von Bremen überliefert. In seinem Werk Vita sancti Ansgari schildert er das Leben und Wirken seines Amtsvorgängers, des später heilig gesprochenen Missionars und Bischofs Ansgar. Die Vita Anskarii ist die einzige Quellenangabe über die alte Hammaburg, aus wissenschaftlicher Sicht aber durchaus glaubwürdig. Rimbert lebte kurz nach Ansgar. Zudem ist wahrscheinlich, dass sich der alte Holzdom am selben Platz wie der spätere Mariendom befand.

Nach heutigen Erkenntnissen erstreckte sich der Wall der hölzernen Burg unter dem später errichtetem Heidenwall. Rund um den Domplatz, unterhalb des Pressehauses, des Scientology-Gebäudes und der Domstraße befand sich stattdessen die Domburg. Durch die mehrfache Aufschüttung und Bebauung liegt der heutige Domplatz mindestens vier Meter oberhalb der Burg. Unter anderem standen an derselben Stelle sowohl der Mariendom als auch das Johanneum.

Ausgrabungen

Domplatz mit Blick auf St. Petri. Der 2009 eingerichtete Park mit nachgebildeten Wällen der Domburg und Pfeilern des Domes.

Um die legendäre Hammaburg zu finden, wurden mehrere langjährige Ausgrabungen unternommen. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges hatten große Teile der Bauten auf dem Gelände zerstört. Dem U-Bahnbau und Straßenverbreiterungen fielen weitere Bauten, darunter auch der bis 1955 noch erhaltene Westflügel und Arkadengang des Johanneums zum Opfer, die nicht wieder bebaut wurden.

Die ersten Ausgrabungen erfolgten von 1947 bis 1957. Im Jahr 1948 fand ein Ausgrabungsteam unter Dr. Reinhold Schindler unterhalb der Domstraße einen Wall mit Erdverfärbungen, die auf Palisaden hindeuteten. Schindler glaubte, die Hammaburg gefunden zu haben. Spätere wissenschaftliche Erkenntnisse ergaben jedoch, dass die bei den Grabungen gefundene Keramik aus der Wehranlage nicht der früh-, sondern der mittelslawischen Zeit entstammte. Daraus lässt sich schließen, dass die Anlage frühestens am Ende des 9. Jahrhunderts gebaut wurde – mindestens 50 Jahre nach dem Untergang der Hammaburg.

Bei Grabungen von 1980 bis 1987 fand man unterhalb der ersten eine zweite Wallanlage. Diese stammt aber aus dem 8. Jahrhundert und ist damit zu alt, um die Hammaburg zu sein, die laut der Vita Anskarii um 817 errichtet wurde.

Das Areal wurde von Archäologen des Helms-Museums unter der Leitung von Karsten Kablitz erneut untersucht. Die Arbeiten auf dem Hamburger Domplatz begannen am 4. Juli 2005 und waren auf 18 Monate angelegt. Hierbei wollte Kablitz' Team auch beweisen, dass der Platz der Hammaburg bereits weit vorher besiedelt wurde. Einen ersten Hinweis lieferte eine Steinklinge, die ein Schüler bei einem Ausflug zum Ausgrabungsgelände gefunden hat.

Bisher wurden an der Grabungsstelle nur Spuren vor und nach der Zeit der Hammaburg gefunden, unter anderem ein Bruchstück des Kenotaphs von Papst Benedikt V. Die Analysen der Erdschichten ergaben keinen Hinweis auf Reste der Hammaburg an dieser Stelle. Der Platz wurde gärtnerisch gestaltet und bislang nicht bebaut.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Geschichte Hamburgs — ältestes erhaltenes Stadtsiegel von 1245 Die Geschichte Hamburgs reicht bis zum Beginn des 9. Jahrhunderts zurück. Hamburg, als Stützpunkt zur Missionierung der Sachsen gegründet, wurde seit dem Mittelalter einer der bedeutendsten Handelsplätze… …   Deutsch Wikipedia

  • Niemitz Apotheke — Lage des Stadtteils Hamburg Altstadt Lage des Bezirks Hamburg Mitte …   Deutsch Wikipedia

  • Heylige Frawe Latte — Die Schiffbauervereinigung Heylige Frawe Latte (kurz: H. F. Latte oder Latte) ist ein Orden oder eine Vereinigung von Schiffbau und Schiffsmaschinenbaustudenten. Er wurde 1878 in Berlin gegründet und besteht als Heylige FRau Latte ad Berolinum… …   Deutsch Wikipedia

  • Heidenwall (Hamburg) — Lage in Hamburg Der Heidenwall war ein Holz Erde Wall in Hamburg, der nach neuen Forschungen ein Teil der Hammaburg war. Die Anlage ist ins Mittelalter zu datieren. Die Archäologen vermuten den Standort der Hammaburg im Verlauf der späteren… …   Deutsch Wikipedia

  • Holsaten — Dieser Artikel beschreibt den schleswig holsteinischen Landesteil Holstein, zu weiteren Bedeutungen siehe Holstein (Begriffsklärung). Wappen von Holstein Holstein (dän. und niederdt.: Holsten, lat.: Holsatia) ist der südliche Landesteil des… …   Deutsch Wikipedia

  • Ansgar (Bischof von Hamburg-Bremen) — Erzbischof Ansgar Ansgar von Bremen (* um 796 bei Corbie (Frankreich); † 3. Februar 865 in Bremen; auch Anskar oder Anschar) war ein Mönch des Benediktiner Ordens, Erzbischof von Hamburg und Bremen und Missionsbischof für Skandinavien. Viele der… …   Deutsch Wikipedia

  • Ansgar (Erzbischof) — Erzbischof Ansgar Ansgar von Bremen (* um 796 bei Corbie (Frankreich); † 3. Februar 865 in Bremen; auch Anskar oder Anschar) war ein Mönch des Benediktiner Ordens, Erzbischof von Hamburg und Bremen und Missionsbischof für Skandinavien. Viele der… …   Deutsch Wikipedia

  • Ansgar von Bremen — Erzbischof Ansgar Ansgar von Bremen (* um 796 bei Corbie (Frankreich); † 3. Februar 865 in Bremen; auch Anskar oder Anschar) war ein Mönch des Benediktiner Ordens, Erzbischof von Hamburg und Bremen und Missionsbischof für Skandinavien. Viele der… …   Deutsch Wikipedia

  • Archaeologie — Ausgrabungen im Tommarp Kloster in Schweden Ausgrabungen auf dem Hamburger Domplatz, auf der Suche nach der Hammaburg In der Archäologie ( …   Deutsch Wikipedia

  • Archäologe — Ausgrabungen im Tommarp Kloster in Schweden Ausgrabungen auf dem Hamburger Domplatz, auf der Suche nach der Hammaburg In der Archäologie ( …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”