Maifisch

Maifisch
Maifisch
Maifisch, adult (Präparat) und Jungfische

Maifisch, adult (Präparat) und Jungfische

Systematik
Unterkohorte: Clupeomorpha
Ordnung: Heringsartige (Clupeiformes)
Unterordnung: Clupeoidei
Familie: Heringe (Clupeidae)
Gattung: Alosa
Art: Maifisch
Wissenschaftlicher Name
Alosa alosa
Linné, 1758

Der Maifisch oder die Alse (auch Alose) (Alosa alosa) gehört zu den Heringsartigen (Clupeiformes). Er ist ein anadromer Wanderfisch, der im Frühjahr zum Laichen in die Mittel- und Oberläufe größerer Flüsse hinauf wandert. Durch Überfischung, den Bau unpassierbarer Staustufen und Wasserverschmutzung ist der einst häufige Maifisch nach 1890 innerhalb weniger Jahrzehnte aus den Flüssen Deutschlands verschwunden. Der Maifisch war 2004 Fisch des Jahres.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Er wird im Mittel 30 – 50 cm, maximal 80 cm lang und kann ein Gewicht von 3 kg erreichen. Mit 3 bis 6 Jahren wird der Maifisch geschlechtsreif. Hauptnahrung ist Zooplankton.

Verbreitung und Lebensweise

Der Maifisch kommt in den Küstengewässern Europas von der westlichen Ostsee bis ins Mittelmeer vor. Er gehört zu den anadromen Wanderfischarten: Ab Mitte April bis Anfang Juni – hauptsächlich jedoch im Mai, daher der Name „Maifisch“ – [1] wandern die adulten Maifische zum Laichen in die Mittel- und Oberlaufbereiche größerer Flüsse hinauf, um sich während der warmen Mainächte auf kiesigen Flussabschnitten fortzupflanzen. Das Weibchen kann zwischen 100.000 und 400.000 Eier ablegen; die erwachsenen Tiere sterben in der Regel nach dem Ablaichen. Nach nur vier bis fünf Tagen schlüpfen die Maifische aus den Eiern und driften im Herbst in Richtung Flussmündung[1]. Noch bevor sie ihr erstes Lebensjahr vollendet haben, wandern die mittlerweile 10 bis 15 cm langen Jungtiere ins Meer, entwickeln sich dort bis sie im Alter von 3 bis 8 Jahren die Geschlechtsreife erreichen und der Lebenszyklus von Neuem beginnt. Einige wenige Tiere schaffen es, bis zu dreimal abzulaichen und ein Alter bis zu 9 Jahre zu erreichen[1].

Bestandsentwicklung und Gefährdung

In Deutschland war er früher unter anderem in Rhein, Ems, Weser, Elbe und deren Nebenflüssen zu finden. Der Maifisch war im 19. Jahrhundert ein wichtiger Speisefisch. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts ging die Art infolge Flussbegradigungen mit Verlust der Laichplätze, Verschmutzung der Gewässer durch die Industrialisierung und durch Überfischung stark zurück. So ging der Fangertrag am Rhein in den Niederlanden von 1890 bis 1900 auf 25 %, von 1911 bis 1920 auf 0,5 % der Menge zurück, die zwischen 1881 und 1890 gefangen worden war. Eine Erholung der Bestände war durch Überfischung, die Regulierung der Flüsse mit für Wanderfische unpassierbaren Staustufen und Wasserverschmutzung nicht mehr möglich. In den meisten deutschen Bundesländern ist die Art seit Jahrzehnten ausgestorben, sie steht auf der Roten Liste Deutschlands in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht).

Seit 2008 wird der Maifisch im Rahmen des internationalen EU-Life-Projektes [2] „Die Wiederansiedlung des Maifischs im Rheinsystem“ wieder gezielt im Rhein angesiedelt. Dazu werden mehrere Millionen Larven der Heringsart in Frankreich gezüchtet und an zuvor kartierten Stellen im Rheinsystem ausgesetzt.[3] Insgesamt sind so bisher ca. vier Millionen Fische ins Wasser gelassen worden.[4]. Das Projekt erhielt 2008 den European Regional Champions Award als bestes europäisches maritimes Projekt[5]. Im September 2010 konnten erstmalig Jungfische im Rhein nachgewiesen werden[6]. Die in Grieth bei Kalkar im Rhein gefundenen Jungfische zeigen, dass das Wiederansiedlungsprojekt erfolgreich gestartet ist. Von einer sich selbst reproduzierenden Population kann noch nicht gesprochen werden. Erst ab 2013 hofft man auf eine vermehrte Rückkehr erwachsener Maifische, die dann auch im Rhein ablaichen[7].

Am 16. Juni 2010 fand am Rheinufer in Köln-Poll die offizielle Feier zum Maifischbesatz 2010 mit den Umweltministern aus Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie vielen Prominenten statt. Es wurden dort symbolisch mehrere hundert von insgesamt ca. 2,6 Millionen Maifischlarven ausgesetzt, die übrigen anschließend in Hessen, in der Sieg und am Niederrhein [8] Zur Erinnerung an dieses Ereignis und zugleich als Ehrung der fortlebenden Poller Maifischtradition wurde am 8. November 2010 am Poller Rheinufer am Anfang der Maifischgasse die erste Schautafel des EU-Projektes aufgestellt. Weitere sollen in Kürze in den Landeshauptstädten Düsseldorf und Wiesbaden sowie in Frankreich zur näheren Information über die Wiederansiedlung des Maifisches folgen[9].

In Deutschland waren von 1950 bis zu diesem Zeitpunkt lebende Maifische bis auf Einzelememplare in den Flüssen nur in manchen Jahren und meist nur in der Wachstumsphase von Mai bis November allein im Düsseldorfer Aquazoo – Löbbecke Museum zu sehen.

Eine Übersicht über den Bestand, Entwicklung und Gefährdung findet sich in dem Ende 2010 erstellten Abschlussbericht des EU-Projektes zur Wiederansiedlung des Maifisches im Rheinsystem. Der sogenannte Laienbericht zu diesem LIFE-Projekt ist als LANUV-Fachbericht 28 erschienen und kann in den Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch und Niederländisch auch online geladen werden. Der Fachbericht gibt einen Überblick über die

  • Biologie des Maifischs
  • Die Historie der Fischerei am Rhein
  • Hintergründe
  • Ziele
  • Errungenschaften

des Ende 2010 ausgelaufenen Projektes und einen Ausblick auf das anschließende LIFE+ Maifischprojekt. Der Fachbericht richtet sich an die breite Öffentlichkeit, bietet aber auch dem Fachpublikum vertiefte Informationen, insbesondere zu den im Rahmen des Projektes entwickelten Verfahren zur künstlichen Vermehrung von Maifischen.

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c Vorstudie zum möglichen Besatz des Maifisch (Alosa alosa) im Rheinsystem - Studie gefördert von der HIT-Umweltstiftung und dem Landesfischereiverband Nordrhein e.V.-Ergebnisbericht Projektbearbeitung: Dr. Peter Beeck, Universität Köln, Zoologisches Institut, Allgemeine Ökologie & Limnologie, 50931 Köln
  2. EU-Life-Projekt
  3. Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in NRW
  4. „Maifische im Rhein ausgesetzt“ – Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger vom 16. Juni 2010
  5. European Regional Champions Award
  6. „Erster Erfolg bei der Wiederansiedlung des Maifisches: Im Rhein wurden abwandernde Jungfische gefunden“ Pressemitteilung des Umweltministeriums NRW vom 4. Oktober 2010
  7. Wikinews, Maifisch im Rhein
  8. Poller Maigeloog
  9. Poller Maigeloog, Maifisch, Schautafel[1]

Literatur

  • LANUV NRW, 2011: Laienbericht, Fachbericht 28, Die Wiederansiedlung des Maifischs (Alosa alosa) im Rheinsystem,
  • Gerd Bauch: Die einheimischen Süßwasserfische. Melsungen: Neumann-Neudamm, 5., neubearbeitete Auflage 1966.

Weblinks

 Commons: Alosa alosa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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